Fashion Skelett mit Impulskontrolle

Ein Gesicht das keine Miene verzieht. Kalte Babe-Glubschaugen, dazu eine genau richtig zu kurze Hipsterjeans, Sneakers, Wollpulli und hüftbetontes Jäckchen unterwegs mit einem FjällRäven Rucksack, damit der Rücken nicht kaputt geht. Sie greift über mich auf meinen Fahrkartenautomat mit der Ansage: „ War ja eh zuerst da.“ Das Fashionskelett nimmt mich offensichtlich nicht als Mensch mit Rechten wahr, bemitleidet mich noch etwas für mein zu kurz kommen mit einem Jaulgeräusch und zieht dann ab Richtung Gleise.

Arrogante Bitch? Einzelkind oder Erziehungsopfer? Dumme Prinzessin oder selbstbewusste junge Frau?

Leadership oder Loser?

„Lebe nicht auf Kosten anderer“ war der Leitsatz mit dem ich aufgewachsen bin. Mein Vater, Vorsitzender Richter am Landessozialgericht war stets bemüht den Visionen seiner Werte treu zu bleiben. Als Kind der Nachkriegszeit hatte er sehr früh die Härte des Lebens erfahren müssen und war motiviert eine bessere Welt zu schaffen. Auch wenn es unbequem wurde. Auch wenn es für seine Familie unbequem wurde. Wir waren eben Pioniere, hatten z.B. den ersten Katalysator und saßen im Sommerurlaub an der Mosel im Regen, denn Benzin gab es nur in Deutschland für uns.

Ganz andere Ratschläge bekam ich von unserem Skilehrer. „Aktiv anstellen“ lernte er uns, wenn die Liftschlange lang und die Zeit knapp war. Sportliches Anstellen kann in der richtigen Mischung erfolgreich wirken und in anderen Situationen durchaus überlebensnotwendig sein. Denn der Erste in der Schlange ist meistens nicht der Bedürftigste.

Hintenanstellen macht also nicht immer Sinn. Richard Stiegler, Bewusstseinsforscher, spricht von unserem Ego, dass in den Kategorien von „Gut“ und „Böse“ denkt und uns dadurch fehlleitet.

Welchen Gesetzmäßigkeiten folgt Unternehmertum in der heutigen Zeit?

Brauchen wir Grenzen als Impulskontrolle für Willkür und unangemessene Bereicherung? Mit welchen Gesetzmäßigkeiten setzt sich Leadership durch und rächt sich verantwortungsloses Führen von selber?

Mit einer Vorahnung, dass ich die konkreten Antworten immer im Abwägen oder Unverständnis von verschiedenen Interessensgruppen finden werde, mache ich mich auf meine Reise.

Das Fashion Skelett war auf alle Fälle vor mir am Bahnsteig.

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